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Jetzt wird umgesetzt

bereits seit 1931 berechnet –, zum

anderen werden die gesamtwirt-

schaftlichen Schwankungen durch

Veränderungen im Verarbeitenden

Gewerbe verursacht. Er basiert auf

einer landesweiten Befragung mit

einer Stichprobengröße von etwa

400 befragten Unternehmen aus 20

verschiedenen Branchen.

Marktreaktionen

Im kurzfristigen Bereich geht

die Marktreaktion auf ein vorher

bekanntes Ereignis oft sehr schnell,

sobald das Ergebnis veröffentlicht

wird. Es ist im Prinzip nicht mög-

lich, hier schnell genug reagieren zu

können. Kurzfristige Trader nehmen meist ihre Posi-

tionen vor dem Termin aus dem Markt und reagieren

dann auf die jeweilige Marktbewegung, mitunter erst

einige Zeit später bei stabilerer Marktlage. Langfris-

tige Anleger behalten ihre Positionen dagegen oft bei,

da sie nicht ständig ein- und aussteigen können oder

möchten. Ihnen geht es eher um die fortlaufende Ana-

lyse der übergeordneten Signallage und die Einschät-

zung, ob sich an der grundlegenden Tendenz etwas

verändert.

Entscheidend für die kurzfristige Marktreaktion sind oft

die zuvor eingepreisten Erwartungen. Dies war gut im

Jahr 2016 zu beobachten, als die Markterwartung bei-

spielsweise beim Brexit enttäuscht wurde und die meis-

ten Marktteilnehmer auf dem falschen Fuß erwischt

wurden (Bild 2). Das gleiche Spiel wiederholte sich bei

der US-Wahl, wobei hier die Marktstimmung sehr schnell

von negativ auf positiv drehte. Es kann also auch pas-

sieren, dass bei niedrigen Erwartungen die Veröffentli-

chung von scheinbar schlechten Daten oder Nachrichten

zu einer positiven Reaktion führt, da es aus Sicht der

Marktteilnehmer „nicht ganz so schlecht wie befürch-

tet“ ist.

Ebenso konnte man im Vorfeld sowohl des britischen

Referendums als auch der US-Wahl das typische Mus-

ter von „Buy the Rumor“ beobachten. In Erwartung eines

Bremain und des Siegs von Hillary Clinton kauften die

Marktteilnehmer jeweils im Vorfeld den Markt hoch

– allerdings, ohne Gewissheit über den tatsächlichen

Ausgang der Abstimmungen zu haben. Man kaufte das

Gerücht, dass es wohl wie erwartet ausfallen würde. Ent-

sprechend hoch war das bereits genannte Erwartungs­

level, das dann kurzfristig erheblich enttäuscht wurde.

ihr Augenmerk hierbei auf die Anzahl der neu geschaf-

fenen Stellen, die eine sehr hohe Korrelation zum Wirt-

schaftswachstum aufweisen und daher extrem wichtig

für die Notenbankpolitik sind.

Des Weiteren liefert der ISM-Einkaufsmanagerindex

Informationen aus einem Bereich, der am Anfang des

Produktionsprozesses steht. Er wird vom Institute

for Supply Management (ISM) veröffentlicht. Bevor ein

Produkt hergestellt werden kann, müssen die dafür

benötigten Rohstoffe bestellt werden – dafür sind die

Einkaufsmanager in den Unternehmen zuständig. In

den USA werden drei unterschiedliche solcher Indizes

berechnet und publiziert: der Einkaufsmanagerindex für

die Region Chicago sowie die landesweiten ISM-Indizes

für den Dienstleistungssektor (non-manufacturing) und

für das Verarbeitende Gewerbe (manufacturing).

Der ISM-Index für das Verarbeitende Gewerbe liefert die

mit Abstand längste Historie unter den Indizes – er wird

Market Mover tragen ihren Namen nicht umsonst. Vor

allem vor ihrer Veröffentlichung ist Vorsicht vor Kursaus-

schlägen geboten. Sie sollten daher bei der Analyse eines

Wertpapiers auch immer die Konjunkturindikatoren, deren

Veröffentlichungstermine und vor allem die grobe Markter-

wartung im Blick haben. Neben den kurzfristigen Auswir-

kungen sind bei wichtigen Konjunkturdaten und politischen

Ereignissen auch die langfristigen Auswirkungen zu be-

rücksichtigen. Market Mover sind daher nicht nur für Tra-

der von Bedeutung, sondern auch für langfristige Anleger.

Fazit

Was ist ein Vola Crash?

Aufgrund von bevorstehen-

den Ereignissen, wie der Ver-

öffentlichung von Unterneh-

mensergebnissen,

Wahlen

oder anderen marktbewe-

genden News, steigt die Un-

sicherheit der Marktteilneh-

mer stark an. Entsprechend

macht sich das in Form

der ansteigenden implizi-

ten Volatilität bemerkbar.

Die Marktteilnehmer erwar-

ten aufgrund des anstehen-

den Ereignisses eine hohe

Schwankungsintensität am

Markt. Nach Bekanntgabe

der News sinkt in der Regel

die implizite Volatilität wie-

der, da nun Sicherheit über

das Ergebnis herrscht und die

Reaktion des Marktes sowie

die Schwankungen besser

abgeschätzt werden können.

Dieser plötzliche Rückgang

der impliziten Volatilität wird

als Vola Crash bezeichnet.

Christoph

Thate

Produkt-

manager

Trading bei

comdirect