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Jetzt wird umgesetzt

anfällig für Maßnahmen ist, mit denen Unternehmen ihre

Bilanzen beeinflussen können.

Neben den Multiples gibt es noch weitere Kennzahlen

wie beispielsweise die Eigenkapitalquote. Das Eigenka-

pital (EK) berechnet sich durch den Abzug der Schulden

(Fremdkapital) vom Gesamtkapital eines Unternehmens.

Die Eigenkapitalquote errechnet sich durch die Division

von Eigenkapital und Gesamtkapital. Haben Unterneh-

men eine hohe Eigenkapitalquote, sind sie nur gering ver-

schuldet und damit krisenfester als solche mit niedriger

Eigenkapitalquote.

Über die Profitabilität eines Unternehmens gibt die

Gesamtkapitalrendite Auskunft. Sie zeigt, wie eine Firma

ihr Kapital nutzt, um Gewinne zu erwirtschaften. Es

macht allerdings wenig Sinn, Unternehmen unterschied-

licher Branchen anhand dieser Kennzahl miteinander zu

vergleichen. Im Lebensmitteleinzelhandel ist der Wert

beispielsweise meist niedrig, während er bei Luxusgüter-

herstellern hoch ist.

Last but not least möchten wir natürlich noch die Divi-

dendenrendite nennen. Sie zeigt, wie sich die ausgeschüt-

tete Dividende zum aktuellen Aktienkurs verhält. Eine

niedrige Dividendenrendite kann rechnerisch zwei Ursa-

chen haben: Einen hohen Aktienkurs oder eine niedrige

Dividende. Die (prozentuale) Dividendenrendite gibt die

effektive Verzinsung des eingesetzten Kapitals an. Sie

erlaubt einen Vergleich mit den erzielbaren Renditen bei-

spielsweise von Anleihen.

CANSLIM-Methode nach William O'Neil

Anhand der von US-Investor William O'Neil entwickelten

CANSLIM-Methode möchten wir exemplarisch zeigen,

wie Profis verschiedene Faktoren kombinieren und inter-

pretieren, um am Ende eine solide Basis für gute Anla-

geentscheidungen zu treffen. Während keine Analyse der

Welt sicher vor Verlusten schützen kann, bieten solche

Modelle über lange Zeiträume dennoch einen deutlichen

Vorteil gegenüber einer rein zufälligen Aktienauswahl –

dies hat die Historie nicht nur beim

CANSLIM-Ansatz, sondern auch bei

den Kriterien von Benjamin Graham

und Joseph Piotroski gezeigt.

CANSLIM ist eine Abkürzung und

steht für die Anfangsbuchstaben der

englischen Bezeichnungen für die

betrachteten Einzelkriterien, die für

ein Investment in die jeweilige Aktie

erfüllt sein müssen. CANSLIM bezieht

neben fundamentalen auch techni-

sche Kriterien ein und erreicht somit

eine Synthese des „besten aus zwei Welten“:

C – Current Earnings:

Der Gewinn sowie der Umsatz je

Aktie müssen gegenüber dem Vorjahresquartal deutlich

steigen. Als Mindestwert für das Wachstum des Gewinns

je Aktie gelten 25 bis 50 Prozent. O'Neil weist darauf hin,

dass die besten Aktien in der Vergangenheit Zuwächse

von 100 bis 500 Prozent beim Gewinn je Aktie hatten.

A – Annual Earnings:

Das Ertrags- und Gewinnwachstum

sollte auf Jahressicht signifikant hohe Werte aufweisen

und auf 3-Jahres-Sicht stabil sein. Eine Eigenkapitalrendite

von 17 Prozent gilt als Minimum – alle großen Wachstums-

aktien der letzten 50 Jahre haben diesen Wert erreicht.

Besser sind noch höhere Werte über 25 oder 50 Prozent.

N – New Company, Product or Management:

O'Neil sieht

bei neuen Unternehmen, neuen Produkten oder einem

umgekrempelten Management einen wichtigen Kata-

lysator für mögliche Kurssteigerungen. Kurzum, es geht

um Innovationskraft, da hier hohe Gewinnmargen erzielt

werden können. Meist sind diese Aktien höher bewer-

tet, was aber einer weiteren deutlichen Kursrallye nicht

entgegensteht.

S – Supply and Demand:

Angebot und Nachfrage bestim-

men die Aktienkurse. Aus diesem Grund sind Einfluss-

faktoren auf diese beiden Größen von hoher Bedeutung

– zum Beispiel Aktienrückkäufe oder Splits. Auch eine

Chart- und Volumenanalyse kann entscheidende Einbli-

cke liefern.

L – Leader or Laggard:

In jeder Industrie gibt es starke

vorauslaufende (Leader) und schwache nachlaufende

Aktien (Laggard). O'Neil macht deutlich, dass für ihn nur

die Leader von Interesse sind – die stärksten Titel, die eine

Nummer 1 sind oder es werden. An dieser Stelle kommt

also das Konzept der Relativen Stärke aus der Techni-

schen Analyse ins Spiel, das die Stärke verschiedener

Aktien miteinander vergleicht (nicht zu verwechseln mit

dem gleichnamigen Indikator).

I – Institutional Sponsorship:

Der Umfang, mit dem ins-

titutionelle Investoren in einer Aktie investiert sind oder

Was ist die Value-Strategie?

Value ist eine bekannte Kapitalmarkta-

nomalie. Legendäre Investoren wie Ben-

jamin Graham und Warren Buffett han-

delnnachdieser Strategie. Dabei werden

fundamental (deutlich) unterbewertete

Aktien gekauft, die sich im Durchschnitt

langfristig wieder ihrem fairen Wert an-

nähern oder diesen sogar übertreffen.

Diese Aktien haben relativ zumaktuellen

Kurswert einen überdurchschnittlich ho-

hen Buchwert. Früher oder später sollte

der hohe Substanzwert der Aktie an der

Börse erkannt werden, was zu Kursstei-

gerungen führen sollte.