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Jetzt wird umgesetzt

diese gerade aufkaufen, wirkt sich auf das Verhältnis von

Angebot und Nachfrage aus. Institutionelle kaufen Aktien

oft scheibchenweise und halten sie vergleichsweise lang,

weshalb die Transaktionen von Fonds und Pensionskas-

sen als wichtiges Indiz für Anleger gelten.

M – Market Direction:

Mit dem Faktor der übergeordne-

ten Marktrichtung kommt ein weiteres technisches Krite-

rium zum Einsatz. Wenn alle anderen Punkte erfüllt sind,

aber gerade ein Bärenmarkt herrscht, kann der CANSLIM-

Ansatz schnell scheitern.

Fundamentale Anlagekriterien

nach Joseph Piotroski (F-Score)

Die nachfolgenden Kriterien nach Joseph Piotroski bezie-

hen sich jeweils auf das letzte vollständige Geschäftsjahr.

Wenn es die Datenverfügbarkeit erlaubt, können „ganze

Jahre“ auch quartalsweise fortlaufend betrachtet und

aktualisiert werden.

1. Nettogewinn > 0

2. operativer Cashflow > 0

3. Gesamtkapitalrendite > Vorjahreswert

4. operativer Cashflow > Nettogewinn

5. Langfristschulden / Bilanzsumme < Vorjahreswert

6. kurzfristige Verbindlichkeiten / Umlaufvermögen

< Vorjahreswert

7. Anzahl am Markt handelbarer Aktien

<= Vorjahreswert

8. Bruttogewinnmarge > Vorjahreswert

9. Umsatzwachstum > Wachstum der Bilanzsumme

Neben einem zumindest kleinen Gewinn (Kriterium 1)

sollte der operative Cashflow positiv sein (Kriterium 2).

Dieser ist ein zuverlässigeres Maß als der Ertrag, da es

sich schlechter manipulieren lässt. Eventuelle Bilanz-

tricks entlarvt auch Kriterium 4, wohingegen Kriterium 3

ein Maß für die Profitabilität darstellt, die sich auf dem

Weg der Besserung befinden sollte. Das 5. Kriterium ist

erfüllt, wenn die Schulden rückläufig sind und das 6.,

wenn sich die Liquiditätssituation verbessert. Hat sich

die Anzahl umlaufender Aktien nicht erhöht (Kriterium 7),

ist das ein weiteres gutes Zeichen (eventuell kann eine

kleine Zunahme von bis zu zwei Prozent zugelassen wer-

den). Wichtig für die Wettbewerbsposition und damit die

Zukunftsaussichten sind insbesondere die Gewinnmar-

gen (Kriterium 8). Das letzte Kriterium misst, ob sich die

Produktivität verbessert hat.

Pro Kriteriumwird entweder ein Punkt (bei einer positiven

Antwort) oder null vergeben. Ist das Gesamtergebnis sie-

ben bis neun Punkte, ist die Aktie stark und es empfiehlt

sich ein Kauf.

Fundamentale Anlagekriterien

nach Benjamin Graham (Value Investing)

Benjamin Graham unterrichtete von 1928 bis 1957 an

der Columbia University, an der auch einer der erfolg-

reichsten Investoren aller Zeiten, Warren Buffett, zu sei-

nen Studenten gehörte. Graham vertrat die Lehre, dass

eine Aktie nur unter ihrem fundamentalen Wert gekauft

werden sollte. Um den Wert einer Aktie bestimmen zu

können, setzte er auf die fundamentale Wertpapierana-

lyse und auf die Verwendung von Kurskennzahlen wie

KGV, Dividendenrendite und Gewinnwachstum. Nachfol-

gend seine Kriterien für einen Einstieg:

1. KGV Aktie < 1 / Rendite einer

AAA-Unternehmensanleihe

2. KGV Aktie < 40 Prozent des Durchschnitts-KGVs der

letzten fünf Jahre

3. Dividendenrendite > zwei Drittel der Rendite einer

AAA-Unternehmensanleihe

4. Aktienkurs < zwei Drittel des Buchwerts je Aktie

5. Aktienkurs < zwei Drittel des Nettoumlaufvermö-

gens je Aktie

6. Verschuldungsgrad < 1

7. Umlaufvermögen > 2 x kurzfristige

Verbindlichkeiten

8. Schulden < 2 x Nettoumlaufvermögen

9. Wachstumsrate der Gewinne je Aktie über die

letzten zehn Jahre > sieben Prozent

10. maximal zwei Verlustjahre während der letzten

zehn Jahre

Vor allem langfristige Anleger nutzen die Fundamentale

Analyse, um attraktive Werte zu finden, bei denen über län-

gere Zeit ein Wertzuwachs wahrscheinlich ist. Die im Ar-

tikel genannten Kennzahlen vereinfachen den Vergleich

von Aktien untereinander. Um eine Entscheidung zu tref-

fen, sollten aber nie einzelne Kennzahlen isoliert betrachtet

werden. Wie unser Fallbeispiel CANSLIM und die Kriterien

von Benjamin Graham und Joseph Piotroski zeigen, arbeiten

Profis mit einer Vielzahl ausgewählter, aufeinander abge-

stimmter Kennzahlen. Für Anleger, die sich im Detail mit

der Fundamentalen Analyse befassen möchten, sind diese

drei Beispiele eine hervorragende Ausgangsbasis für eige-

ne Untersuchungen. Im Vergleich zur Technischen Analyse

ist die Fundamentale Analyse allerdings mit einem deutlich

höheren Arbeitsaufwand zur Beschaffung und Interpretati-

on der notwendigen Daten verbunden.

Fazit