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Jetzt wird umgesetzt
verschiedene Kennzahlen eingesetzt
werden, die entscheidende Größen in
der Erfolgsbilanz der Unternehmen
abbilden. Indem man bestimmte
Werte für die Kennzahlen annimmt
oder einen Vergleich mit ähnlichen
Aktien (Peergroup) anstellt, lassen
sich Zielkurse abschätzen, die dem
fairen Wert entsprechen. Wie bei
jeder Analyseform ist dies in der
Praxis allerdings auch mit mehr oder
weniger großen Ungenauigkeiten
verbunden.
Wurde ein solcher fairer Wert ermit-
telt, kann dieser im nächsten Schritt
mit dem am Kapitalmarkt gehandel-
ten Kurs verglichen werden. Letz-
terer ergibt sich aus Angebot und
Nachfrage und kann teils deutlich
vom geschätzten fairen Wert abwei-
chen. Die Differenz zwischen Markt-
und Modellwert zeigt nun an, ob das
analysierte Wertpapier unter- oder überbewertet ist.
Unterbewertet bedeutet, dass der Kurs des Wertpapiers
am Markt niedriger als der faire Wert ist. Überbewer-
tet heißt dagegen, dass der Kurs des Wertpapiers höher
steht als der faire Wert. Ist die Differenz zwischen fairem
Wert und tatsächlichem Kurs klein, sollte man eher nichts
tun. Erst bei großen Abweichungen, die auch eine gewisse
Fehlertoleranz (sogenannter Margin of Error) in der eige-
nen Analyse zulassen, steigen die Chancen, dass der Bör-
senkurs tatsächlich in die erwartete Richtung tendiert.
Bevor wir zu einigen konkreten Kennzahlen kommen,
müssen zunächst drei Begriffe voneinander abgegrenzt
werden, die im Folgenden verwendet werden: Ertrag,
Erlös und Gewinn. Der Ertrag ist das Resultat aller wirt-
schaftlichen Leistungen eines Unternehmens. Hierunter
fallen insbesondere Umsatzerlöse, Zins-, Kapital- und
Mieterträge sowie Provisionseinnahmen. Das Gegen-
stück zum Ertrag ist der Aufwand, der zum Beispiel Kos-
ten, Materialbedarf und Zeitaufwand umfasst. Der Erlös
meint dagegen konkret die Verkaufs- beziehungsweise
Umsatzerlöse. Diese ergeben sich aus allen Beträgen,
die das Unternehmen für seine Produkte und Dienstleis-
tungen in Rechnung stellt. Rabatte, Preisnachlässe und
Umsatzsteuer werden davon abgezogen. Als Gewinn
wird das Ergebnis aus Erträgen abzüglich Aufwendungen
bezeichnet. Unternehmen nennen Verluste daher häufig
„negative Gewinne“.
Die wichtigsten Kennzahlen
Steigen wir mit dem EBIT ein. Im einfachen Sprachge-
brauch kann man stattdessen auch einfach Betriebser-
gebnis sagen. Doch es ist wichtig, zu wissen, was sich
dahinter verbirgt: Die Abkürzung steht für „Earnings
Before Interest and Taxes“, also Gewinne vor Zinsauf-
wendungen und Steuern. Von hier aus ist es nicht mehr
schwierig, den Buchstabensalat EBITDA zu entziffern.
Es steht für „Earnings Before Interest, Taxes, Deprecia-
tion and Amortisation“, also das Betriebsergebnis vor
Abschreibungen und Zuschreibungen auf Sachanlagen
und immaterielle Vermögenswerte. Das EBITDA wird
häufig verwendet, um die Ertragskraft global ausgerich-
teter Unternehmen miteinander vergleichen zu können.
Viele Kennzahlen werden in der Fundamentalen Analyse
als Ratios (auch Multiples genannt) ausgedrückt, um
eben diese Vergleichbarkeit zu schaffen. Das bekann-
teste ist wohl das Kurs/Gewinn-Verhältnis (KGV). Es
drückt aus, wie oft der Gewinn, den das Unternehmen
pro Aktie erwirtschaftet hat, im Kurs enthalten ist. Zur
Ermittlung des KGVs schätzen Analysten den zu erwar-
tenden Gewinn für das laufende Geschäftsjahr und
Die Aktie von adidas hatte im Jahr 2015 das höchste KGV im DAX, aber stieg dennoch weiter
an. Grund hierfür waren die verbesserten Wachstumsaussichten.
Quelle: www.tradesignalonline.com; Kurs in Euro; Referenzzeitraum: 28.12.2014-22.01.2017; beachten Sie die Hinweise zu Chart- und WertentwicklungsangabenB1)
Hohes KGV bei adidas