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Wieso, weshalb, warum
sehen viele Finanzexperten mit Sorge. Zum einen wegen
des seit einigen Jahren andauernden Niedrigzinsumfel-
des, in dem Anleger mit Anleihen oder einem einfachen
Sparbuch praktisch keine Rendite erzielen können. Zum
anderen wegen einer möglichen Inflation, die das gesparte
Geld auf realer Basis letztlich sogar entwertet.
Der klassische Sparer sollte daher umdenken. Er kann sein
Geld entweder konsumieren, also ausgeben, oder inves-
tieren, also anlegen. Sparen allein ist keine Lösung, da hier
weder Konsum noch eine richtige Investition erfolgt. Zum
Investieren gibt es mehrere Möglichkeiten: Sie können die
Entscheidung über Ihr Erspartes dem Berater Ihres Ver-
trauens überlassen, es in die Hände eines Fondsmana-
gers geben oder die Sache selbst in die Hand nehmen.
Alles hat seine Vor-und Nachteile. Geben Sie Ihr Geld in
fremde Hände, fallen oft hohe Gebühren bei meist nicht
besserer Rendite als am Markt an. Nehmen Sie die Sache
selbst in die Hand, brauchen Sie ein paar Grundkenntnisse
und müssen Zeit investieren, um den Durchblick zu erlan-
gen. Sollten Sie sich für Letzteres entscheiden, halten Sie
genau das richtige Magazin in den Händen.
Was ist wirklich riskant?
Viele Anleger verstehen unter Risiko, dass ein Anlage-
instrument starken Wertschwankungen unterworfen
ist. Eine Lebensversicherung klingt daher „sicher“, wäh-
rend ein Aktienfonds über wenige Wochen oder Monate
erheblich imWert schwanken kann. Was viele dabei nicht
bedenken: Langfristig zahlt es sich aus, über Aktien in
unternehmerisches Risiko zu investieren. Denn Unter-
nehmen sind naturgemäß bestrebt, Gewinn zu erzielen,
und werden das im Durchschnitt über längere Zeit auch
schaffen. Als Anleger in Aktien sind Sie daran beteiligt.
Wie gut die langfristige Entwicklung des Aktienmarktes
ist, können Sie in den Bildern 1 und 2 erkennen.
Bild 1 zeigt das Rendite-Dreieck des DAX – des Deutschen
Aktienindex – mit den Aktien der hinsichtlich Marktka-
pitalisierung und Börsenumsatz 30 größten deutschen
Unternehmen. Abgebildet sind die durchschnittlichen
jährlichen Renditen, die sich bei einem Kauf in den Jah-
ren 1966 bis 2015 (senkrechte Achse) und einem Verkauf
in den Jahren 1967 bis 2016 ergeben hätten. Stichtag ist
jeweils der 31. Dezember eines Jahres. Je dunkler das
Grün, desto höher die Rendite; je dunkler das Rot, desto
niedriger die Rendite. Da „echte“ DAX-Werte erst ab Ende
1987 vorliegen, verwendet das Aktieninstitut für die frü-
heren Jahre die von Prof. Richard Stehle (Humboldt-Uni-
versität Berlin) berechneten DAX-Renditen. Im Rückblick
wird deutlich: Je länger der Anlagezeitraum war, desto
stabilere Renditen konnten erzielt werden.
Bild 2 zeigt den Langfrist-Chart des S&P 500. Der markt-
breite US-amerikanische Index umfasst die 500 größ-
ten börsennotierten Unternehmen der USA und spiegelt
deren Wertentwicklung wieder. Im Bild sehen Sie ihn seit
dem Jahr 1951 als Monats-Chart (logarithmische Kurs
achse). Baissen (Marktphase, die sich durch mittel- oder
langfristig fallende Kurse auszeichnet) und Crashs sind
hier nur als kleine Rücksetzer im Aufwärtstrend zu erken-
nen. Ähnlich sieht es auch für den DAX und andere große
Börsenbarometer aus.
Langfristig gesehen ist es im Vergleich also deutlich
riskanter, nicht am Markt dabei zu sein. Kleine Rendi-
ten „sicherer“ Sparbücher werden auf Dauer zuverlässig
selbst von nur geringen Inflationsraten aufgefressen.
Wenn die Preise steigen und eine leichte bis moderate
Inflation aufkommt, ist ein Aktieninvestment eine recht
Wie entsteht ein Kurs?
Bei der Kursermittlung eines Wertpa-
piers wird zwischen den Handelsin-
strumenten unterschieden. Angebot
und Nachfrage bestimmen bei Aktien
und Anleihen den Kurs. Bei verbrief-
ten Derivaten wie Zertifikaten oder Op-
tionsscheinen wird der Preis vom Emit-
tenten berechnet und an der Börse
entsprechend festgestellt. Sogenannte
Market Maker verpflichten sich dazu, bei
von ihnen betreutenWerten auf Anfrage
verbindliche An- und Verkaufskurse zu
stellen. Die Preisfeststellung findet an
der Börse während einer sogenann-
ten Auktion statt. Hierbei werden alle li-
mitierten und unlimitierten Kauf- und
Verkaufsaufträge zu einem Wertpapier
gesammelt und einander gegenüberge-
stellt. Der Auktionspreis wird dabei nach
dem Meistausführungsprinzip festge-
stellt. Es wird also der Preis ermittelt, der
den größten Umsatz generiert.