Traders Magazin_02_2023

98 TRADERS´ 02.2023 PEOPLE Johann Christian Lotter ist ein klassischer Quereinsteiger an der Börse. Er studierte Jura und Physik, arbeitete eine Weile in der Film- und Fernsehbranche und lebte in den USA, wo er Videospiele programmierte. Später gründete er seine eigene Softwarefirma für Filmeffekte und Computerspiele. Als er dann vor etwa zehn Jahren expandieren wollte und mit verschiedenen Geldgebern sprach, fand er einen Investor mit einer besonderen Idee: Die bestehende Plattform zur Spieleentwicklung in eine Tradingplattform umzubauen, mit der sich sowohl schnelle Backtests als auch automatisierter Handel umsetzen lassen. Genau das tat er dann auch. Inzwischen hat Lotter zusammen mit seinem stetig wachsenden Team schon mehr als 1300 Strategien für Kunden getestet. Grund genug für uns, einmal ausführlich mit ihm darüber zu sprechen. IM INTERVIEW: Johann Christian Lotter Der Börsen-Hacker TRADERS´: Herr Lotter, sind sich Videospiele und Trading wirklich so ähnlich, dass man eine bestehende Entwicklungsplattform von einem Bereich auf den anderen adaptieren kann? Lotter: Bevor ich damals mit unserem Investor sprach, hatte ich überhaupt keinen Kontakt zu Börsenthemen. Deshalb war ich schon etwas verwundert, als wir hörten, dass sich diese beiden Bereiche angeblich sehr ähnlich sind. Tatsächlich hat sich das aber bewahrheitet. TRADERS´: Man kann es sicherlich positiv wie auch negativ sehen, dass es hier so viele Parallelen gibt. Da Sie aber selbst kein Trader sind, stand von vornherein das Thema Programmierung im Vordergrund. Wie hat sich das Ganze in den letzten zehn Jahren entwickelt? Lotter: Ich war der Spezialist für schnelle Programmierung, den unser Investor damals suchte. Nach der Entwicklungsarbeit hatten wir zwei Plattformen, eine für Spiele und die andere für Handelsstrategien an der Börse. Uns war dann schnell klar, was mit Letzterer zu tun ist: Wir boten die Entwicklung und Programmierung von Strategien als Dienstleistung institutionellen und privaten Händlern an. Und das war genau die richtige Entscheidung, denn seitdem ist das Geschäft geradezu explodiert. Wir haben bis heute mehr als 1300 Strategien für Kunden getestet. Ich beschäftige inzwischen zwölf freie Mitarbeiter weltweit. Einige von ihnen habe ich noch nicht einmal persönlich getroffen, aber in unserer vernetzten Welt funktioniert das Team trotzdem gut. TRADERS´: Das klingt nach einer Erfolgsstory. Mit welcher Programmiersprache arbeiten Sie? Lotter: Ausschließlich mit C++, R oder Python. C++ ist einfach die schnellste Option. Alles andere wie R oder Python funktioniert sicherlich auch, wäre für uns aber ein Umweg, der Effizienz und damit Rechenzeit kosten würde. Dabei ist Geschwindigkeit ja gerade der große Pluspunkt.

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