Traders Magazin_02_2023

40 Eigenhändlern in Banken ein Liquiditätsproblem. So ist es nicht ungewöhnlich, dass größere Positionen über den Tag verteilt gekauft oder verkauft werden. Das institutionelle Daytrading hat sich in den vergangenen Jahren verändert. Klassische Eigenhändler gibt es immer weniger, man überlässt das kurzfristige Trading lieber den Computern. So wollen die meisten Banken auch keine kurzfristig orientierten „Zocker“ in ihren Reihen haben, weil sie diesen Tradingstil als unseriös und verlustbringend betrachten. Unterstützt wird diese Einschätzung durch das Argument, dass ein guter Händler sich morgens eine Meinung bilden müsse, wohin der Markt gehen dürfte. Dementsprechend darf der institutionelle Daytrader tagsüber nur einen Richtungshandel aufbauen und muss diesen bis abends oder gar mehrere Tage halten. Liegt man falsch, kann das zu sehr hohen Verlusten führen. Daytrading im Bankenbereich geht also zurück. Hinzu kommt, dass die klassischen Börsen besonders in Europa seit 2008 etwas an Liquidität eingebüßt haben. Große Positionen in Millionenhöhe lassen sich zum Beispiel beim DAX-Future nicht mehr ohne negative Marktbeeinflussung unterbringen. One-Trade-Daytrader Diese Akteure sind zwar die behäbigsten Vertreter ihres Genres, aber nicht die erfolglosesten. Ihre Strategien basieren darauf, lediglich einmal pro Tag in den Markt zu gehen. Aber nicht zwingend muss es ein Signal am Tag sein. Viele One-Trade-Daytrader setzen auf Momentumstrategien und suchen ihre Chancen sehr sorgfältig. Nicht selten entfällt ein Tagessignal, dann gibt es nichts zu tun. Aber ein großer Vorteil des One-Trade-Daytraders entsteht durch seinen Handelsansatz selbst, denn er kann unterschiedliche Märkte parallel bearbeiten. Entfällt das Signal eines Marktes, kann er sich einem anderen zuwenden. Hinzu kommt der Vorteil der Diversifikation: Tradet man auf verschiedenen Märkten gleichzeitig, ist die Wahrscheinlichkeit geringer, dass man ausschließlich Nieten zieht. Als Entscheidungsgrundlage dienen One-Trade-Daytradern meist Tagescharts oder Tagesereignisse, deren Signale durch Intradayaspekte optimiert werden. Da die Glattstellung der Position manchmal erst Tage später erfolgt, handelt es sich in einigen Fällen noch nicht einmal um einen klaren Intradayhandel. Solange aber der Einstieg auf Basis von Intradaykriterien erfolgt, darf man One-Trade-Daytrader auch zu den Daytradern zählen. Neben diversen Opening-Price-Strategien verfolgen sie auch Pattern-Ansätze, Seasonal-Trades und Newstrading. Opening-Price-Strategien Zu den klassischen Eröffnungsstrategien zählen die Opening-Price-Pullbacks (OPP) und Gapstrategien. Als Gap bezeichnet man eine sprunghafte Kurslücke zwischen Eröffnungskurs und Schlusskurs des Vortags. OPP basieren auf der These, dass der Eröffnungskurs eines Börsentages sehr viel bedeutender ist, weil er auf einer höheren Informationsdichte beruht. Das klingt logisch, denn schließlich findet ein Großteil des Analyseprozesses zwischen Börsenschluss (Vortag) und Börseneröffnung statt. Man kann sogar annehmen, je größer der Zeitraum zwischen dem Schlusskurs des Vortags und der Eröffnung ist, desto dominanter ist der Eröffnungskurs. Je länger also die handelsfreie Zeit ist, umso mehr Informationen werden herangezogen und desto präziser kann der Markt analysiert werden. Angebot und Nachfrage bilden zur Eröffnung einen Gleichgewichtspreis, von dem aus der Markt sich weiterbewegen wird. Kommt der Kurs im Intradayverlauf später zum Eröffnungskurs zurück, ergeben sich daraus mehrere Handelsansätze. Bild 1 zeigt die drei typischen Basisstrategien der OPPs. Gapstrategien Streng genommen gehören auch Gapstrategien zu den COVERSTORY TRADERS´ 02.2023 In den meisten Fällen wird ein Eröffnungsgap wieder geschlossen. Daraus leitet sich eine gewisse Wahrscheinlichkeit ab, die für Daytrader interessant ist. Schon nach wenigen Stunden sind die Gaps wieder geschlossen. Es ergeben sich zwei Handelsansätze: Der Markt eröffnet mit einem Gap und der Trader geht sofort short (1). Wer das Gap nicht handeln will, der wartet, bis das Gap geschlossen wird und sucht die Unterstützung, um sich dann long zu positionieren (2). Quelle: TRADERS´ B2 Klassische Gapstrategie

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