Traders Magazin_11_2023.indb

82 TRADERS´ 11.2023 entscheidender Bedeutung für die Performance des untersuchten Systems ist. Folgerichtig ist es daher, wenn der nachfolgende Vorschlag für eine Drawdown-Analyse außer der Durchschnittsrendite und dem maximalen Drawdown, auch die Dauer und die Erholungszeit des Drawdowns berücksichtigt. Um präzise Auswahl zu einem Drawdown machen zu können, benötigen wir ein Handelssystem. Ein beliebtes und einfaches Handelssystem lässt sich mit der 200-Tagelinie aufbauen. Viele Investoren nutzen die 200-Tagelinie, um direkte Handelssignale zu erzeugen oder Trends sichtbar zu machen. Üblicherweise wird dazu der Aktienmarkt verwendet. Schauen wir uns doch einmal an, welche Ergebnisse die 200-Tagelinie in der langen Börsenhistorie brachte. Weil wir von Aktien ausgehen, berücksichtigen wir ausschließlich Long-Signale. Gekauft wird der S&P 500-Index. Ein Kaufsignal entsteht, wenn der Kurs die 200-Tagelinie von unten nach oben kreuzt. Die Position wird wieder geschlossen, wenn der Kurs unterhalb der 200-Tagelinie liegt. Zum Vergleich: Es gibt eine ältere Studie zur Drawdown-Analyse von Professor Fernando Diz. Professor Diz hat die Ergebnisse von über 900 Fonds aus den Jahren 1975 bis 1995 ausgewertet. Obwohl die Studie schon älter ist, sind die Zahlen aufgrund der großen Anzahl der untersuchten Fonds durchaus aussagekräftig und dürften auch für die Zukunft Gültigkeit haben. Die durchschnittliche Rendite für die untersuchten 20 Jahre lag bei 16 Prozent pro Jahr. Der maximale Drawdown betrug -16 Prozent. Um den Drawdown wieder aufzuholen, benötigten die Fonds im Durchschnitt 21 Monate. Test mit der 200-Tagelinie Schauen wir uns im Vergleich einmal die aktuellen Kennzahlen für das Long-System mit der 200-Tagelinie an. Im Zeitraum vom 01.01.1960 bis 25.09.2023 ergaben sich 199 Trades. Die typische Gewinnquote lag erschreckend niedrig bei 27,14 Prozent. Weil im Zeitraum starke Trends aufgetreten sind, konnten jedoch hohe Gewinnsummen erzeugt werde. Die Payoff-Ratio entspricht dem Durchschnittsgewinn/Durchschnittsverlust und lag bei 6,36. Der Schlüssel zur Profitabilität entstand also im hohen Chance/Risiko-Verhältnis des Systems. Der Profitfaktor lag bei 2,37. Ein guter Wert. Der maximale Drawdown lag bei -20,86 Prozent. Im Vergleich zur Auswertung von Diz also ein wenig höher. Wegen eines Seitwärtsmarktes entstanden maximal neun aufeinanderfolgende VerlustTrades. Innerhalb des Backtest-Reports (Tabelle 2) gibt es zwei weitere Drawdown-Kennzahlen, die erwähnt werden sollten. Das CAR/MaxDD (Compound Annual % Return divided by Max. system % drawdown) entspricht dem Verhältnis der summierten jährlichen Renditen geteilt durch den maximalen Drawdown. Die Kennzahl beträgt schwache 0,11 und drückt damit aus, dass die jährliche Rendite etwas zu gering ist, um den hohen Drawdown zu rechtfertigen. Die zweite Kennzahl ist RAR/MaxDD (Risk Adjusted Return divided by Max. system % drawdown). Der RAR entsteht durch die jährliche Rendite im Verhältnis zur Exposure. Als Exposure wird die Dauer bezeichnet, bei der das eingesetzte Kapital dem Marktrisiko einer offenen Position ausgesetzt ist. Für beide Kennzahlen gilt: Je höher der Wert desto besser ist das Handelssystem. Mit der Tabelle zeigt sich das nicht-lineare Verhältnis von Drawdown und Recovery. Während ein Drawdown von 10 Prozent noch mit einem etwas höheren Gewinn von 11 Prozent ausgeglichen werden kann, ergibt sich bei einem 80-prozentigen Kapitalverlust, schon das Erfordernis von 400 Prozent Recovery. Deshalb erholen sich Depots so schwer von großen Kapitalverlusten. Quelle: TRADERS´ T1 Drawdown- und Recovery-Tabelle mit Berechnungsformel Drawdown Recovery 10% 11% 20% 25% 30% 43% 40% 67% 50% 100% 60% 150% 70% 233% 80% 400% BASICS

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