Traders Magazin_11_2023.indb

55 TOOLS Wertschwankungen auszunutzen“. Doch wie soll man Börsenschwankungen ausnutzen, wenn man sie nicht vorhersehen kann? Es hilft der Blick auf die Einflussfaktoren, die auf die Börsenkurse wirken – bei Aktien sind es vor allem fundamentale Faktoren wie die Entwicklung der Unternehmensgewinne. Eine starke fundamentale Über- oder Unterbewertung erkennt Huber, indem er den Fair Value einer Börse berechnet, einen Bewertungskorridor ermittelt, in dem sich die Bewertungen normalerweise den größten Teil der Zeit bewegen, und dann genau hinschaut, wenn dieser Korridor nach oben oder unten verlassen wird. Da aber eine Über- oder Unterbewertung noch keine zuverlässigen Handlungssignale liefert, sind weitere Signalgeber erforderlich wie die Politik der Notenbanken, die kurz- und langfristigen Zinsen sowie die Volatilität. … und diesen Aktien Stellt sich die Frage, nach welchen Kriterien man die richtigen Aktien auswählt. Als langfristig erfolgreiche Parameter haben sich das Shiller-KGV sowie das Kurs-Buchwert-Verhältnis erwiesen. Vielversprechend ist auch eine Kombination aus Value-Investing und Relativer Stärke. Unbedingt beachtet werden sollten Qualitätsaktien, „Aktien von Gesellschaften, die über eine grundsolide Bilanz mit wenig Fremdkapital und über eine stetige, nicht vom Konjunkturzyklus abhängige Gewinnentwicklung verfügen“. Energie- und Rohstoff-Aktien zeichnen sich durch eine niedrige Bewertung, gutes Gewinnwachstum, hohe Dividenden und – Stichwort antizyklisches Investieren – geringe Popularität aus. Bei Industriemetallen lassen sich säkuläre Boomphasen von 10-jähriger Dauer beobachten. Kurszuwächse von mehreren Hundert Prozent sind dann die Regel, gefolgt von einem circa 15-jährigen Abwärtstrend. Dann wirft Huber noch einen Blick auf ein Segment, welches unter dem Radar der meisten Privatanleger fliegen dürfte: jenes der „gefallenen Engel“ (Fallen Angels). Dies sind „Unternehmensanleihen, die mit einer guten Bonität (Investment Grade) aufgelegt wurden und während der Laufzeit in eine schlechtere Bonität (Non-Investment Grade) abrutschen – also von BBB- auf BB+ abgewertet werden“. Die Folge: Die meisten institutionellen Anleger dürfen solche Anleihen nicht halten und müssen sie unbedingt verkaufen, was die Kurse drückt. „Eine nur geringe Verschlechterung der Bonität wirkt sich also in der Rendite weit überdurchschnittlich aus. Zweitens versuchen die Emittenten dieser Anleihen um jeden Preis, wieder zu einer besseren Bonitätsnote zu kommen, um ihre Fremdkapitalkosten zu senken. Durch Sparmaßnahmen, Straffung der Produktpalette und Verkauf von Randbereichen wird die Verschuldung reduziert.“ Wer diesen Mechanismus ausnutzt, kann Kasse machen! Fazit: Mit gerade einmal 112 Seiten punktet „Börsengewinne mit Strategie und Taktik“ nicht mit Quantität, dafür aber umso mehr mit Qualität. Huber gelingt es hervorragend, das, was an der Börse funktioniert, in klarer und für den Leser dementsprechend nachvollziehbarer Art und Weise zu präsentieren. Mit „Börsengewinne“ bekommen die Leser einen gut und zügig lesbaren Überblick über verschiedene Assetklassen, die für Privatanleger investierbar sind. Ein kleines Manko sind die Charts in Graustufen, bei denen manche Werte nicht sehr gut ablesbar sind. Bei einer ansonsten wertigen Ausstattung (Klappenbroschur) und dem Preis kann man aber ohne Vierfarbdruck leben. Die Botschaften werden über den dazugehörigen Text vermittelt und die Grafiken transportieren ihre Botschaft. „Börsengewinne mit Strategie und Taktik“ ist ein empfehlenswertes Buch, welches die für Privatanleger interessanten Gebiete kompetent abdeckt. TRADERS´ 11.2023

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