Traders Magazin_11_2023.indb

47 Signal, dann werde ich auch konsequent handeln. Ich höre nicht nach zwei oder drei Minustrades auf, nur weil eine Signalsituation kaputt geht. Das ist eine hohe mentale Hürde, die der private Anfänger oder Neuling zu überwinden hat. TRADERS´: NEHMEN WIR AN, DU HAST EIN GUTES EINSTIEGS-SETUP GEFUNDEN, DASS DICH IN EINE PASSENDE KURSWELLE BRINGT. WIE WÜRDEST DU DIE OFFENE POSITION WIEDER SCHLIESSEN, UM DEINE HANDELSGEWINNE MITZUNEHMEN? Najjar: Potenzielle Gewinne müssen auch realisiert werden. Beim Intraday-Handel und insbesondere bei der Eröffnung muss man mit realistischen Erwartungen in den Trade gehen. Wenn ich für mein eingegangenes Risiko fürstlich entlohnt werde, nehme ich das Geld vom Tisch. Das heißt, wenn ich ein Vielfaches, zum Beispiel 3:1, 4:1 oder sogar 5:1 oder mehr im Gewinn bin, schließe ich den Trade. Hier kommt eine der wichtigsten Fähigkeiten eines guten Traders ins Spiel: Das Wissen um den Ausstieg! Gerade im kurzfristigen Handel ist es von elementarer Bedeutung, zu wissen, wann und wo ich einen Trade aktiv schließe. Das ist aus meiner Sicht die wahre, die hohe Kunst, zu wissen, wann man einen Trade schließen muss. Viele meiner CoachingTeilnehmer berichten immer wieder im Vorfeld der Ausbildung auch von früheren Trades, die weit im Plus waren und dennoch zu wenig abgeworfen haben, da der Markt zu stark zurückkam oder sogar in den Stopp lief. Ein professioneller Händler muss zwingend mit einer realistischen Erwartungshaltung in den Trade gehen. TRADERS´: BEVORZUGST DU BEI DEN ERÖFFNUNGSSTRATEGIEN HARTE STOPPS IM MARKT? Najjar: Ja, ich arbeite mit harten Stopps! Im markttechnischen Ansatz gibt es die fachliche Schärfe und die fachliche Unschärfe. Im Rahmen der Eröffnung, wo ich weiß, dass viele Markteilnehmer aus den verschiedensten Handelsausrichtungen an den Marktkursen zerren, die Volatilität und damit das Risiko ausgestoppt zu werden hoch ist, verwende ich ausschließlich harte Stopps, die ich als Handels-Order beim Broker unterbringe. TRADERS´: WAS HÄLTST DU VOM PYRAMIDISIEREN, WENN DU EINE PASSENDE HANDELSRICHTUNG IDENTIFIZIERT HAST? Najjar: Grundsätzlich ist gegen das Pyramidisieren nichts einzuwenden. Für meinen Geschmack wendet der Anfänger oder Neuling diese Technik aber zu inflationär an. Als Trader muss ich genau wissen, wo ich pyramidisieren TRADERS´ 11.2023 kann und wo nicht. In meiner persönlichen Handelspraxis baue ich Positionsgrößen oft schrittweise auf. Bietet mir der Markt nach der Trade-Eröffnung eine weitere günstige Gelegenheit zum „Nachladen“, nehme ich diese gerne wahr. Aber Vorsicht, die Vergrößerung einer Position bringt automatisch ein höheres Risiko mit sich. Wenn ich als Anfänger nicht genau weiß, wo es sich lohnt, das Risiko zu erhöhen, kann das sehr teuer werden. Hier sind wir wieder beim Thema Risiko- und Money-Management. Die richtige Berechnung der Positionsgröße ist sehr wichtig. Das alles muss zur Psyche des Traders passen. Infobox Pyramidisieren Wenn wir von einem Positionsaufbau im Long-Modus ausgehen, gibt es zwei Varianten. Es gibt Trader, die der Meinung sind, dass der Markt zu tief gefallen ist, und die ihre erste Position beim frühen Anzeichen eines „endgültigen“ Tiefpunkts kaufen. Wenn sich dieser Tiefpunkt jedoch nicht als endgültig herausstellt, kaufen sie beim zweiten bullishen Lichtblick nach. Manchmal reicht auch das nicht aus und sie kaufen eine dritte Position mit einem weiteren bullishen Signal. Die Abbildung links zeigt beispielhaft die Vorgehensweise. Ziel ist es, den Kaufpreis rechnerisch zu verbilligen. Das rechte Bild zeigt eine dynamische Aufwärtsbewegung, bei der mit jedem höheren Hoch die Position und damit das Risiko erhöht wird. Der Einstiegskurs wird rechnerisch teurer, dafür setzt der Trader auf eine scheinbar sichere Kursbewegung. Er geht davon aus, dass die erste Aufwärtswelle nur eine von vielen sein wird. Eine überverkaufte Marktsituation mit drei Teilkäufen. In eine dynamische Bewegung höheres Risiko aufbauen. COVERSTORY

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