46 höher ist. Die meisten privaten Trader, insbesondere Anfänger, sind sich der vielen Aspekte, die in einen einzelnen Trade einfließen, nicht bewusst. Sie versuchen es ein oder zwei Mal und dann verlässt sie der Mut. Meistens sehen sie zu, wie sich der Markt in die gewünschte Richtung bewegt, ohne selbst dabei zu sein. Sie betrachten nur einen Bruchteil der für einen Trade notwendigen Rahmenbedingungen, da sie nicht wissen, welche Parameter bzw. Rahmenbedingungen vorhanden sein müssen. Sie sind z. B. sehr „zeiteinheitenlastig“ oder schauen nur auf eine Signallage und sind damit „signallastig“. Steigen oft zu spät ein oder aus. Der kurzfristige Handel kann zu einer starken emotionalen Bipolarität führen. Von himmelhoch jauchzend bis zu Tode betrübt ist alles dabei. Ein professioneller Händler will, dass der Markt schwankt – nicht seine Stimmung oder sein Konto. Ein Anfänger muss sich daher zwingend mit dem Thema Geldmanagement und Positionsgrößenberechnung intensiv auseinandersetzen, um den emotionalen Herausforderungen im täglichen Handel zu begegnen. TRADERS´: WELCHE MÄRKTE LASSEN SICH AM BESTEN MIT ERÖFFNUNGSSTRATEGIEN HANDELN? Najjar: Grundsätzlich können alle Märkte genutzt werden, wenn die markttechnischen Rahmenbedingungen, die Fähigkeiten und das Know-how passen und genügend Liquidität im entsprechenden Markt vorhanden ist. Den Nasdaq 100-Index würde ich einem Neueinsteiger nicht unbedingt empfehlen, da der Markt sehr schnell und aggressiv ist. Die Volatilität ist sehr hoch, vor allem in der Eröffnungsphase. Der S&P, der Bund-Future oder der Eurostoxx50 bieten sich da eher an. Die Märkte laufen aufgrund ihrer Orderbuchliquidität meist etwas „nüchterner und sauberer“. Da liegen hunderte von Kontrakten auf der Geld-/Briefseite, und das bei einer Orderbuchtiefe von zehn Stellen und mehr, da rennt der Markt nicht mal eben wie verrückt. In Bild 1 habe ich einen Beispiel-Trade mit dem NQ-Future. Die Software zeigt sehr schön, wie die Rahmenbedingungen für einen Trade dargestellt werden. Wir sehen einen übergeordneten Abwärtstrend (dicke rote Linie) und einen untergeordneten Trend (dünn gestrichelte rote Linie). Beide Trends sind intakt und befinden sich erneut in einer Korrektur, was durch die Trading-Boxen und deren farblichen Verlauf nach dem Ampelprinzip gut dargestellt wird. Es liegt ein untergeordnetes Short-Signal vor. Der Trade wird eröffnet und der Stopp zunächst auf das Hoch der Kerze gesetzt, die mich einstoppt. Hier wird bewusst nicht der klassische Punkt P3 gesucht. Dadurch erhöhe ich das Chance-Risiko-Verhältnis erheblich. Gerade in der Eröffnungsphase möchte ich einen konsequenten Markt in meine favorisierte Richtung sehen. Wir sehen im weiteren Kursverlauf, wie schnell und sauber der Markt direkt startet und sehr souverän durch alle Tiefs durchgehandelt wird. Der Trade wurde mit einem CRV von zirka 6:1 geschlossen. Im nächsten Chart (Bild 2) sehen wir den Terminkontrakt auf WTI Öl (CL-Future). Durch die Software gut dargestellt, sehen wir den übergeordneten Abwärtstrend und die untergeordnete attraktive Signallage aus der Korrektur. TRADERS´: WAS MACHST DU NACH EINER VERLUSTSERIE? WECHSELST DU DEN MARKT ODER BLEIBST DU STUR UND TRADEST WEITER? Najjar: Bei Verlusten, also dem klassischen Minustrade, prüfe ich sofort die Marktbedingungen und die Möglichkeit des Wiedereinstiegs. Ich trade immer in kompletten Trade-Serien. Ich warte auf hochwertige Signale: Sollte ich einmal ausgestoppt werden und die grundsätzliche Marktverortung ist immer noch gut, das heißt, der Markt hat übergeordnet immer noch intakte Trends und generiert nach dem Minustrade wieder ein markttechnisches Short-Trade mit dem Rohöl-Future (CL) Der Trade wird aus der Korrektur heraus eröffnet und der Stopp geht auf das letzte Hoch bzw. auf den P3 der Signallage. Das initiale Risiko beträgt 11 Ticks. Mit Rückenwind der Markteröffnung in den USA läuft der Trade direkt an und steht wenige Minuten später über 75 Ticks tiefer. Der Trade wurde mit einem CRV von knapp 8:1 geschlossen. Quelle: ninjatrader.com B2 TRADERS´ 11.2023 COVERSTORY
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