Traders Magazin_02_2023

48 COVERSTORY TRADERS´ 02.2023 Er kauft und verkauft mit einem Zeithorizont von Minuten bis Stunden. Im optimalen Fall schafft es ein Contrarian, die Tops zu shorten und Kursböden mit Longs zu traden. Die Vorgehensweise funktioniert besonders gut in Seitwärtsmärkten, da sich die Kurse hier mehr oder weniger an die Dimension der Normalität halten. Geht man an den Extrempunkten der Range entsprechende Positionen ein, kann man schnell belohnt werden. Einige Contrarians verwenden auch Bollinger-Bänder oder Keltner-Channels, um mögliche Kursniveaus zum Einstieg zu finden. Problematisch und unter Umständen verlustreich ist bei dieser Tradingtechnik der Zeitpunkt, an dem die Kurse die bisherige Range verlassen und in eine anhaltend starke Trendphase übergehen. Wurden die bisherigen Zielzonen der Contrarians in einem längeren Seitwärtstrend zu oft bestätigt, ist der kurzfristige Erfahrungshorizont auf die Kursbewegungen konditioniert. Das kann dazu führen, dass ein Contrarian eine markante Ausbruchsbewegung und den Trendstart nicht erkennen kann oder will. Im schlimmsten Fall versucht der Contrarian wiederholt dagegen anzukämpfen. Der Handelsansatz in Bild 5 funktioniert mit dem Keltner-Channel. Ein Signal entsteht, wenn der Kurs wieder in den Channel eintaucht und Normalität anstrebt. Zur Einschätzung eines Marktes lässt sich der Channel ebenfalls nutzen. Nur wenn ein Trend vorliegt, können sich die Kurse längere Zeit außerhalb des Channels bewegen. Ein Grenzwert wäre eine Candlestick-Anzahl von fünf. Kann der Markt mehr als fünf Candlesticks (Close) außerhalb des Channels platzieren, dann ist der Marktrhythmus als trendig zu bezeichnen. Also muss sich der Contrarian zurückhalten. Eine Gegenposition lohnt sich demnach besonders, wenn der Kurs kurzfristig die Kanalgrenzen überschreitet und anschließend wieder dorthin zurückfällt. Der wichtigste Erfolgsfaktor des Contrarian ist sein ausgeglichenes Ego. Er erhält im Laufe eines Handelstages mehrere Signale. Nicht jedes davon kann erfolgreich sein und wenn er ein Rechthaber ist, wird er über kurz oder lang Probleme kommen. Einige Contrarians haben die Erfahrung gemacht, dass es sich lohnt, offene Positionen sogar noch einmal zu erhöhen. Vorsicht! Vermutlich wird der Ansatz funktionieren, aber eben nicht immer. Wer es übertreibt, der spielt mit seiner Traderexistenz. Riskante Positionserhöhungen harmonieren nicht mit einem konservativen Risikomanagement. Für die meisten Daytrader ist der Handelsstil des Contrarian sehr anziehend. Schließlich gibt es fast nichts Schöneres, als am Low zu kaufen und am High zu verkaufen. Solche Erfolge zeigen übrigens auch am Stammtisch ihre Wirkung. Swingtrader Swingtrading ist vielleicht die Königsklasse des Intraday-Positionstradings, da hier Trendfolge- und Contrarian-Techniken miteinander verknüpft werden. Das Hauptziel ist, von größeren Kursswings innerhalb starker übergeordneter Trendphasen zu profitieren. Um das Ziel zu verwirklichen und den einen oder anderen Trend vorwegnehmen zu können, bedienen sich Swingtrader bei ihren Einstiegen oftmals der Methoden der Contrarians. Sobald eine auf dieser Basis eingegangene Position für sie läuft, tendieren sie sowohl beim Nachlegen (sukzessive Positionsvergrößerung = Scaling In) als auch bei der Gewinnmitnahme wieder zu Trendfolgetechniken. Overnight-Positionen sind deshalb keine Seltenheit (siehe Bild 6). Die Handelsentscheidungen eines IntradaySwingtraders basieren in der Regel auf charttechnischen Bild 6 zeigt den fortgesetzten Kursverlauf von Bild 5 (DAX-Future im 15-Minuten-Chart). Hier sieht man den Ansatz des Swingtraders. Auch er sucht für eine Long-Position eine kurzfristig überverkaufte Marktsituation. Während der Contrarian den Markt sehr kurzfristig sieht und seine Position vielleicht am Gleitenden Durchschnitt schließt, hält der Swingtrader seine Position offen. In Bild 6 baut der Swingtrader mit dem Eindringen des Kurses in den Keltner-Channel eine Long-Position auf und schließt sie erst, wenn der Kurs das untere Band des Channels wieder von oben nach unten durchschnitten hat – siehe die grau markierte Stelle im Kurschart. Quelle: https://www.amibroker.com B6 Beispiel eines Swingtrading-Ansatzes

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